Durstlöscher. 1,5 Liter Wasser am Tag sollten es sein. © Adobe Stock / Snowboy
Ist Trinkwasser aus dem Hahn belastet? Bringt Mineralwasser mehr Mineralstoffe? Wir geben Antworten auf Fragen rund ums Wasser.
Ist Leitungswasser die bessere Wahl?
Das lässt sich nicht generell beantworten. Geschmack und Mineralstoffgehalt können sich von Wohnort zu Wohnort unterscheiden. Was Keime und kritische Substanzen betrifft, garantieren die Wasserwerke einwandfreies Leitungswasser bis zum Hausanschluss: „Das Trinkwasser größerer Trinkwasserversorger besitzt eine gute bis sehr gute Qualität“, fasst der aktuellste Bericht von Gesundheitsministerium und Umweltbundesamt vom Frühjahr 2021 zusammen. Nahezu alle mikrobiologischen und chemischen Parameter würden mit Ausnahme weniger Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe zu mehr als 99 Prozent eingehalten. Bei vereinzelten Überschreitungen muss das Wasserwerk warnen und Gegenmaßnahmen einleiten.
Tipp: Welche Mineralstoffe Ihr Wasser enthält und wie hart es ist, weiß Ihr Wasserversorger. Wer Gewissheit über den Bleigehalt haben will, muss sich ans Gesundheitsamt wenden. Es führt Analysen durch oder vermittelt ein Labor.
Aktuelle Mineralwasser-Testergebnisse finden Sie in unserem Mineralwasser-Test.
Haben Leitungen, Rohre und Armaturen Einfluss auf die Trinkwasser-Qualität?
Wasserversorger sind für die Trinkwasserqualität bis zum Hausanschluss verantwortlich, nach dem Wasserzähler sind es die Hauseigentümerinnen und -eigentümer. Auf diesen letzten Metern könnten zum Beispiel Bleirohre das Wasser verunreinigen. Das ist zwar immer seltener so, ein Risiko besteht aber noch – vor allem in teil- und unsanierten Altbauten im Norden und Osten unseres Landes. Vermietende sind verpflichtet, alte Leitungen notfalls auszutauschen. Auch aus anderen Teilen der Hausinstallation können Schadstoffe ins Trinkwasser übergehen wie Kupfer, Blei, Nickel oder organische Verbindungen aus Kunststoff. Daher sollten nur Fachbetriebe, die beim Wasserversorger gelistet sind, die Trinkwasserinstallation einrichten, reparieren oder Teile erneuern. Die Profis kennen sich mit den Besonderheiten des Trinkwassers vor Ort aus und wissen, welche Materialien geeignet und zertifiziert sind. In Mehrfamilienhäusern mit großen Warmwasserspeichern ab 400 Liter muss das Wasser alle drei Jahre auf Legionellen überprüft werden; die Keime können etwa Lungenkrankheiten verursachen.
Kann ich mein Trinkwasser analysieren lassen und wie teuer ist das?
Privatanalysen sind sinnvoll, wenn über marode Hausanschlüsse Schadstoffe ins Wasser gelangen könnten wie giftiges Blei aus alten Leitungen. Analysen auf Blei kosten oft nichts für Haushalte mit Schwangeren und Babys, sonst ab etwa 15 Euro. Ähnlich teuer sind weitere Tests auf Metalle und Keime. Andere Prüfungen kann man sich sparen: Das Wasser vorm Hausanschluss müssen Versorger regelmäßig auf 70 Parameter der Trinkwasserverordnung wie Nitrat und Pestizide kontrollieren und die Daten bekannt geben. Diese Analyse würde privat etwa 600 Euro kosten. Versorger müssen nicht auf Spurenstoffe wie Arzneimittel prüfen, die wir in unkritischen Gehalten fanden. Preis für diese Hightech-Tests: teils mehr als 1 000 Euro.
Tipp: Wählen Sie Labore, die für Analysen gemäß Trinkwasserverordnung akkreditiert sind. Kontakte: über Versorger, Gesundheitsämter.
Worauf sollte ich achten, wenn ich Trinkwasser zapfe?
Wenn Sie Leitungswasser zum Trinken oder zum Kochen zapfen, sollten Sie immer das Stagnationswasser ablaufen lassen. Insbesondere, wenn das Wasser lange in Hahn und Leitung stand oder wenn Risikogruppen wie Schwangere, Babys oder Kinder im Haushalt leben. Hintergrund: Die Installation und insbesondere auch Armaturen können kritische Stoffe wie Schwermetalle ins Wasser abgeben, wenn es einige Stunden im Hahn steht. Das zeigte unser Test von Küchenarmaturen. Bei wenigen Stunden reicht es in der Regel, etwa einen halben Liter ablaufen zu lassen. Bei längerer Stagnation, so lange laufen lassen, bis das Wasser merklich kühler aus dem Hahn kommt.
Tipp. Stellen Sie sich eine Gießkanne neben den Spüle – dann freuen sich zumindest noch die Zimmerpflanzen über den ersten Schluck aus dem Hahn.
Sollte ich einen Wasserfilter nutzen?
Vor allem Teetrinker nutzen die Filter häufig, um Wasser vorm Aufbrühen zu enthärten. Nachteil: Sie müssen regelmäßig gereinigt und die Patronen ausgetauscht werden. Sonst können sie verkeimen und herausgefilterte Stoffe wieder ins Wasser gelangen. Um Schadstoffe zu entfernen, sind private Filter in Deutschland grundsätzlich nicht erforderlich. Bei unserem Test von Wasserfiltern schnitt zudem kein einziges Gerät gut oder sehr gut ab.
Tipp: Hat das Wasser vier Stunden oder länger in der Leitung gestanden, lassen Sie es ablaufen, bis es merklich kühler wird. So kommt nur frisches Wasser ins Trinkglas.
Sind Pestizidrückstände ein Problem?
Abbauprodukte sickern ins Grundwasser, können bis in die Quellen in der Tiefe gelangen. In einzelnen Mineralwässern im Test haben wir Rückstände im Spurenbereich nachgewiesen. Keiner der Gehalte stellt ein gesundheitliches Risiko dar. In Trinkwasser gibt es laut Trinkwasserbericht des Umweltbundesamts nur in sehr wenigen Ausnahmefällen Grenzwertüberschreitungen. In der Regel werden Pestizide herausgefiltert. Eine von der Stiftung Warentest in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2015 zeigt: Verbraucher reagieren sensibel auf Rückstände in Mineralwasser.
Wie sieht es mit Medikamenten aus?
Über Abwässer gelangen Arzneimittelrückstände (zum Beispiel von Antibiotika) teils in Fluss- und Seewasser. Bevor Wasser als Trinkwasser aus der Leitung kommt, werden Rückstände vom Wasserversorger herausgeholt. In Trinkwässern gefundene Spuren haben eine geringe Konzentration und geben keinen Anlass zu gesundheitlicher Besorgnis. Bei Quellen von natürlichem Mineralwasser spielen Arzneimittelrückstände in der Regel keine Rolle. Die Stiftung Warentest hat im Mineralwasser-Test auch noch keine Spuren von Arzneimitteln nachgewiesen.
Muss ich mich wegen Nitrat sorgen?
Weder beim Mineralwasser-Test noch beim Trinkwasser-Test fanden unsere Prüfenden bisher Überschreitungen des Grenzwerts. Er liegt für beide Wasserarten bei 50 Milligramm je Liter. Laut Trinkwasserbericht des Umweltbundesamts kamen Überschreitungen im Trinkwasser in den letzten Jahren nahezu nicht vor. Das ist Maßnahmen der Wasserversorger zu verdanken, die etwa nitratbelastetes mit nitratarmen Wasser vermischen. Nitrat gelangt insbesondere durch intensive Düngung in der Landwirtschaft in den Boden. Laut Umweltbundesamt überschreitet gut ein Viertel des Grundwassers an Messstellen in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten den Grenzwert. Die Behörde warnte, dass – wenn sich nicht bald etwas ändere – die Aufbereitungskosten stark steigen könnten und in betroffenen Regionen Verbraucher bis zu 45 Prozent mehr für ihr Trinkwasser zahlen müssten. Hinzu kam, dass die EU-Kommission 2016 wegen der hohen Nitratbelastungen von Grundwasser Klage erhoben hatte. Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland im Juni 2018 dafür verurteilt, in den vergangenen Jahren zu wenig gegen das Problem unternommen zu haben. Die Bundesregierung hat im Frühjahr 2020 die Regeln fürs Düngen auf den Feldern verschärft und verzeichnet im aktuellen Nitratbericht leichte Verbesserungen.
Wie bereite ich Säuglingsnahrung zu?
„Für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ – so sind einige natürliche Mineralwässer gekennzeichnet. Diese Angabe erfordert, dass das Produkt Grenzwerte für Keimgehalte und für viele einzelne Stoffe einhält. Eltern können aber normalerweise auch Wasser aus der Leitung verwenden.
Tipp: Steril ist weder natürliches Mineralwasser noch Leitungswasser. Kochen Sie beides für Babys immer ab.
Ist es besser, Wasser mit Kohlensäure zu kaufen oder selbst zu sprudeln?
Gekauftes Mineralwasser blubbert meist besonders feinperlig. Die Kohlensäure kann Keimwachstum hemmen und lässt das Wasser spritzig und säuerlich schmecken. Weil Kohlensäure aus PET-Flaschen leichter entweichen kann als aus Glasflaschen, ist die Mindesthaltbarkeit für Wasser aus PET-Flaschen in der Regel kürzer. Wer einen Wassersprudler nutzt, muss keine Wasserflaschen heimtransportieren und lagern – spart also Müll und Aufwand. Und der Kohlensäuregehalt ist auf diese Weise individuell wählbar.
Tipp: Wenn Sie selber sprudeln, achten Sie auf saubere Flaschen und verwenden Sie gekühltes Wasser. Es nimmt mehr Kohlensäure auf als ungekühltes.
Ist selber Sprudeln billiger als Flaschenschleppen?
Im Test Wassersprudler kommen nur zwei Sprudler an den Preis günstiger Mineralwässer heran. Sie sprudeln maximal Medium-Wasser. Wasser aus Geräten, die viel Sprudel erzeugen, kostet pro Liter mehr als die billigsten Classic-Mineralwässer im Handel. Marken-Mineralwasser ist dagegen teurer als Selbstgesprudeltes.
Fehlen mir Mineralstoffe, wenn ich nur Leitungswasser trinke?
Auch Leitungswasser ist mineralstoffhaltig. Das zeigen die Analysewerte der Wasserversorger. Doch die Leitungswässer unterscheiden sich von Standort zu Standort. Aber auch nicht jedes natürliche Mineralwasser ist mineralstoffreich. In unseren Tests fällt uns immer wieder auf, dass viele Mineralwässer mineralstoffarm sind. Andererseits gibt es auch Wässer, die viel Kalzium oder Magnesium bieten.
Tipp: In unserem Mineralwasser-Test können Sie nach mineralstoffreichen Wässern suchen. Diese können dazu beitragen, einen Teil des täglichen Bedarfs an Mineralstoffen zu decken. Das Gros liefert eine ausgewogene Ernährung.
Ist Wasser mit Uran radioaktiv?
Keineswegs in kritischem Maß. Uran ist ein jahrtausendealter Gesteinsbestandteil, der ins Mineralwasser übergehen kann. Von dem Schwermetall geht aufgrund der geringen Mengen praktisch kein Risiko durch Radioaktivität aus, auch eine nierenschädigende Wirkung aufgrund seiner chemischen Toxizität ist nicht zu befürchten.
Tipp: Die Trinkwasserverordnung schreibt den Grenzwert von 10 Mikrogramm je Liter vor. Den haben alle 20 Proben im Trinkwasser-Test eingehalten. Die Mineral- und Tafelwasserverordnung enthält nur ein Limit für Mineralwasser, das zur Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt ist. Er beträgt 2 Mikrogramm pro Liter.
Wie schädlich ist Chrom im Trinkwasser?
Chrom stammt aus Gesteinschichten im Boden und kann ins Trinkwasser gelangen. Die Trinkwasserverordnung sieht einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Liter für Gesamtchrom vor. Ein Teil des Chroms, das Chrom (VI), ist krebserregend. Zurzeit diskutieren Wissenschaftler über Maßnahmen, um ein Risiko durch Chrom (VI) zu minimieren. Wasserversorger haben noch keine Möglichkeit, den kritischen Stoff zu entfernen. Wie hoch die Belastung im Trinkwasser ist, zeigen die exemplarischen Trinkwasseranalysen der Stiftung Warentest.
Wir haben das Trinkwasser nicht auf Fluorid untersucht. Verbraucher können sich über die Gehalte in ihrem Trinkwasser beim zuständigen Wasserwerk informieren. Der Grenzwert für Fluorid in Trinkwasser liegt bei 1,5 Milligramm je Liter. 90 Prozent des Trinkwassers in Deutschland enthält von Natur aus weniger als 0,3 Milligramm Fluorid pro Liter.
Tipp: Natürliche Mineralwässer werden ab 1 Milligramm Fluorid pro Liter als „fluoridhaltig“ gekennzeichnet. Das fluoridreichste Mineralwasser im Test weist 1,4 Milligramm Fluorid pro Liter auf.
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Vor kurzem hat die WDR Sendung Quarks (14. Juni, als Podcast erhältlich) über Mikroplastik in Mineralwasser Plastik- und Glasflaschen berichtet. Das wäre ein Punkt, der noch in die Liste gehört!
@rfNg4VCS: Vielen Dank für Ihre interessante Anfrage. Gerne nehmen wir Ihre Anregung als Themenwunsch auf. Momentan lässt sich aber leider nicht übersehen, ob und wann eine entsprechende Veröffentlichung zum Thema Aluminium und Trinkwasser erfolgen wird. Ihren Wunsch haben wir aber in jedem Fall registriert.
Manche Wasserwerke nutzen Aluminiumsalze zur Wasseraufbereitung. Aluminium ist ab einer gewissen Konzentration bedenklich. Da das Thema Aluminium in Trinkwasser in der Öffentlichkeit noch wenig thematisiert wird, interessiert mich Ihre Einschätzung umso mehr.
@Frau_Bayer: Ihren Test- und Themenvorschlag haben wir zur Kenntnis genommen. Ob und wann eine entsprechende Veröffentlichung durchgeführt wird lässt sich allerdings noch nicht absehen.
Hallo, Danke für Ihren guten Service! Könnten Sie bitte einmal die Vor- und Nachteile und evtl. Produktbewertungen von Destilliergeräten für Trinkwasser darstellen? Danke und viele Grüße!
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